Heiße Luft für Führungskräfte

Dance hard, work smart

Warum Führungskräfte Ballettunterricht nehmen sollten

Die Szene in der 80. Minute des Achtelfinales zwischen Deutschland und England bei der Fußball-Coronameisterschaft wird Thomas Müller wohl nie vergessen. Plötzlich lief er allein auf den englischen Torwart zu und hatte die große Chance zum Ausgleich, doch dann schoss er knapp daneben und sorgte so dafür, dass Jogi Löws Karriere nicht mit einem krönenden Abschluss endete, sondern mit einer schmachvollen Niederlage. Wer eine solche Once-in-a-lifetime-Situation erlebt, wird sein Leben lang darauf angesprochen. Niederlagen, so der Schwimm-Olympiasieger Michael Groß, gehören aber zu jedem Leben, nicht nur zu dem von Spitzensportlern: „Wir müssen akzeptieren, dass sie auch Teil unserer Geschichte sind.“ Wenn einem solch ein Fehler im Arbeitsleben unterlaufe, komme es darauf an, ihn selbst als erster anzusprechen. Der Albatros, der heute Coachings für Teams und Führungskräfte anbietet, rät im Podcast work smart dazu, Fehler als etwas Natürliches und sogar Positives zu betrachten: „Als Weckruf, dass ich in dieser Sache noch besser werden kann. Dann habe ich auch weniger Probleme, offen darüber zu sprechen.“

Wenn Sie gerade darüber nachdenken, ob Sie ein Sabbatical machen und auf Weltreise gehen oder einfach kündigen sollten, weil Ihr Job vielleicht nicht mehr der richtige ist, dann sollten Sie nicht auf Ihr Bauchgefühl hören. Denn mit der Intuition, so der Unternehmer und Autor Rolf Dobelli („Die Kunst des klugen Handelns“) läge man in 50 Prozent aller Fälle richtig, in 50 Prozent aber falsch. Da könnte man auch einen Affen befragen. Dobelli rät im „ehrlichen Führungspodcast“ Team A, Lebens- und Karriereentscheidungen rational und strukturiert zu treffen und sich darauf zu fokussieren, Dinge zu tun, in denen man überdurchschnittlich gut sei. Denn der Erfolg wachse eher mit Expertise und Meisterschaft in einem klar umrissenen „Zirkel der Kompetenz“, mit dem auch die Freude und der Purpose komme. Und den finde man nicht, indem man in sich reinhört, sondern indem man sein Leben möglichst objektiv anschaut.

„Für nahezu jeden Lebensbereich gibt es mittlerweile die passenden Selbstoptimierungstrends, die helfen, noch mehr aus uns herauszuholen“. Nur, weil etwas gerade angesagt sei und gefühlt alle es ausprobieren, bedeute das aber noch lange nicht, dass es auch das Richtige für uns sein muss, meint wiederum Ragnhild Struss in ihrem firmeneigenen Karriere-Blog. Statt sich mit dem Selbstoptimierungswahn zu infizieren, sollte man erst einmal seinen Status quo überprüfen, sich selbst akzeptieren, aus der Vergangenheit lernen, konkrete Ziele verfolgen – oder einfach mal eine Pause machen.

So komplex, wie die Welt heute ist, und so rasch, wie Veränderungen sich heutzutage vollziehen, werden wir mit reiner Optimierung ohnehin auf Dauer nicht bestehen können. Der „Denker“, „Redner“ und „Insider für High-Performance Management“, Matthias Kolbusa, rät deshalb, „Wege abseits des Üblichen zu gehen, erkenntnisorientiert zu kommunizieren, mutig zu entscheiden, mit emotionalen Zielbildern fortschrittsbasiert zu managen und durch einen gezielten Discomfort massiv an Wettbewerbsstärke zu gewinnen“. Indem man sich zum Beispiel in knallenge Leggins zwängt, ein Tutu überstreift und Ballettunterricht nimmt. Denn beim Ballett begebe man sich auf ein Gebiet, von dem man keinen blassen Schimmer habe und zu dem einem jegliches Talent fehle. Dieses „Gefühl der Fehlbarkeit“ hält Kolbusa „für sehr reinigend“ und es erde enorm und mache der Arroganz den Garaus, „aufgrund derer wir im Business manchmal meinen, nichts mehr dazulernen zu müssen“.

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